Dachzelte - ein nahezu markenungebundenes Interview

Dies ist das ungekürzte Interview, das Carsten Schmidt vom Waves & Woods Magazin mit mir, Harry von Nakatanenga, im Frühjahr 2020 führte. Die Fragen, die in diesem Interview gestellt und beantwortet werde, stellen einen guten Querschnitt der Fragen dar, die uns tagtäglich per Mail oder am Telefon gestellt werden. Er hat aber auch Fragen gestellt, mit denen man in der Funktion als Kundenberater nun eher seltener konfrontiert wird, wie etwa der, was man beim Kauf eines gebrauchten Dachzelts beachten müsse. Bei meinen Antworten war ich stets bemüht (in einem Arbeitszeugnis stehend, würde dies bedeuten: zu rein gar nichts zu gebrauchen), diese so objektiv und markenunbezogen wie möglich zu formulieren.

Wenn ihr an Geschichten aus der Surf- und Outdoorwelt interessiert seid, dann besucht doch mal das Waves & Woods Magazin.
Grüße an Carsten und danke für das amüsante Interview.

Und nun ... das Interview. Wohlgemerkt ungekürzt:

 

Fragen Dachzelt allgemein

Warum glaubst du, sind Dachzelte derzeit so angesagt?

Ich denke, viele Menschen haben sich nie von der Form, den der Tourismus seit den 70er-Jahren angenommen hat, wirklich angesprochen gefühlt. Natürlich wird es immer Menschen geben, die einem All-Inklusiv-Urlaub in einer Hotelanlage am anderen Ende der Welt den Vorzug geben werden, doch ebenso hat es auch immer die gegeben, die eigentlich etwas anderes wollten. Reisen? Ja! Andere Länder sehen? Unbedingt! Andere Menschen kennenlernen? Darf nicht fehlen! Ein Dachzelt macht all das möglich. Und dies zu einem Preis, der weit unter dem Anschaffungspreis eines Campers liegt, dazu mit einem Komfort, der weit über dem eines konventionellen Zeltes ist/sein sollte.

Was ist das Tolle daran, mit einem Dachzelten zu reisen?

Du bist relativ ungebunden und meist wird Dir ein Status zugeschrieben, der sich deutlich von dem eines Campers und auch von dem eines Zeltlers unterscheidet. Ich habe immer den Eindruck, dass Einheimische, die Du um die Erlaubnis für einen Stellplatz bittest, in Dir einen verantwortungsvollen Menschen sehen, der den Platz auch wieder so verlassen wird, wie er ihn vorgefunden hat. Ich glaube, nur mit einem Dachzelt erlebst Du es, dass eine halbe Stunde nach dem Aufstellen des Dachzelts die Frau Bäuerin mit einem Korb voll Speisen auftaucht - und nochmals eine halbe Stunde später der Herr Bauer - mit zwei Flaschen Wein. Du genießt so etwas wie einen Welpenbonus.

Welchen Vorteil hat ein Dachzelt auf einer Langzeitreise gegenüber einem Bulli oder einem Geländewagen.

Neben den schon erwähnten Anschaffungskosten eine schwierige Frage, da es auf einer Langzeitreise sicherlich Passagen geben wird, da wird der froh sein, der einen Geländewagen hat. Und dann wird es wieder Momente geben, da wird sich nur der Bullifahrer freuen können. Doch am glücklichsten wird sich auf einer solchen Reise der schätzen, der mit einem Dachzelt auf dem Bulli oder dem Geländewagen unterwegs ist. Fahre ich einen PKW, so werde ich meine Reisen wohl auch entsprechend planen und wahrscheinlich auch andere Ziele ansteuern - zumindest auf anderen Routen als mit einem Geländewagen.

 

Fragen Kauf neues Dachzelt

Was macht die Qualität eines Dachzeltes aus?

Das lässt sich nicht an einem Punkt festmachen. Ein Dachzelt sollte ein Gesamtkonzept sein, auch und gerade weil es aus einigen Komponenten aufgebaut ist, die sich gegenseitig ergänzen sollten. Spart man an allen diesen Teilen, dann erhält man ein günstiges, ja billiges Dachzelt, das den Ansprüchen, die beispielsweise ein Open-Air-Besucher an es stellen dürfte, wohl gerecht wird. Wird nur an der Bodengruppe gespart, dann kann sich der Nutzer gleich darauf einstellen, dass es dort zu einer Kondenswasserbildung kommen wird. Und so könnte ich weitermachen von Flattergeräuschen der Zelthaut und des Sonnensegels, über solche Dinge wie zu geringe Blickdichtigkeit/zu hohe Lichtdurchlässigkeit des Stoffes, bis zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Verwendung entsprechender Materialien. Glaube mir: Die Liste ist wirklich lang. Das Problem bei vielen Punkten der Liste ist, dass ein jeder sie anders wahrnimmt und ihnen einen anderen Stellenwert zuweist.

Worüber muss ich mir vor dem Kauf eines neuen Dachzeltes im Klaren sein?

Zuerst einmal: Ist mein Fahrzeug überhaupt für ein Dachzelt geeignet? Hier sind zwei Punkte entscheidend. Zum einen die maximale Dachlast meines Fahrzeugs und zum anderen, ob dieses auch baulich für die Montage von Dachträgern vorgesehen ist. Ist das der Fall, dann kann ich mir weitere Gedanken machen. Beispielsweise darüber, wie ich mir einen Urlaub mit Dachzelt vorstelle. Ziehe ich es vor, eine bestimmte Stelle anzufahren und dann an dieser die kommenden 7 Tage zu verbringen? Oder werde ich nur zur Übernachtung das Zelt aufbauen, täglich an einem anderen Ort, der sich gerate anbietet? Bis zu diesem Moment bin ich außerdem einfach von einer oder zwei Personen ausgegangen ...
Was natürlich ebenfalls in die Überlegungen mit einfließen sollte: Wird das Zelt einmal montiert, und bleibt dann die ganze Saison auf dem Dach, oder muss es für jede Tour neu montiert werden? Ich habe über all die Jahre bei unseren Dachzeltkunden eines beobachten können: Gestaltet sich die Montage zu einem Trauerspiel, weil man eventuell das Gewicht des Zeltes unterschätzt oder sich selbst überschätzt hat, oder was auch immer - die Zahl der Touren, die man mit ihm unternimmt, nimmt dann meist schnell ab. Problematisch kann es auch werden, wenn kein vernünftig nutzbarer Lagerplatz für das Zelt zur Verfügung steht. Auch sollte man die Möglichkeit haben, das Zelt vor dem Einlagern aufgeklappt durchtrocknen zu lassen. Ein Ach-das-wird-schon-gehen gibt es in diesem Zusammenhang nicht! Das einzige, was es dann gibt, ist Schimmel!

Worauf muss ich beim Kauf eines neuen Dachzeltes achten?

Neben den schon erwähnten Punkten (eigene Präferenzen, maximale Dachlast des Fahrzeugs, usw.) muss ich mich auch irgendwann zwischen einem Klappzelt und einer sog. Hartschale entscheiden. Hybridzelte lasse ich jetzt einfach einmal außen vor.
Nach meiner Erfahrung sind es wie so oft die kleinen Dinge, die einem das Leben schwer machen können - oder einen schier in den Wahnsinn treiben. Für mich beispielsweise sind es bei einem Zelt Flattergeräusche. Besonders Polyester-Stoffe sind berüchtigt dafür, dass sie schon bei leichtesten Bewegungen störende Geräusche verursachen. Hier darf man aber nicht pauschalisieren! Lass es mich so formulieren: Günstige Reinpolyester-Stoffe sind berüchtigt dafür, dass ...
Getapte Nähte werden meines Erachtens überbewertet. Ich kann mich an Zeiten erinnern, und die sind noch gar nicht so lange her, da war keine einzige Naht getapt.
Wichtig sind ganz andere Dinge. Beispielsweise die Matratze, zu der wir ja  wohl später noch kommen werden.
Wie sieht es mit einem konstruktiven Regenschutz aus? Einwandig aufgebaute Zelte haben von Natur aus ein inhärentes Problem: Kondenswasserbildung. Diesem Problem kann man nur mit einem beikommen: Lüften. Sind die Fenster nun nicht konstruktiv regengeschützt und gibt es keine (ausreichende) zusätzliche Lüftungsmöglichkeit, dann darf es eines keinesfalls, nämlich regnen.
Auch wichtig, aber beim Kauf kaum beachtet, sind die Öffnungsrichtungen der Fenster und des Eingangs. Die Fenster sollten nach unten öffnen, wodurch ich im geschütztesten Bereich (eine Überdachung vorausgesetzt) einen Lüftungsspalt öffnen kann, nämlich oben. Der Eingang hingegen sollte nach oben öffnen, wodurch ich mich nicht auf das Moskitonetz und den Eingangsstoff setzen muss, wenn ich ein- oder aussteige. Zudem lässt sich so der Eingang auch nur einen Spalt öffnen, will man beispielsweise an seine Tasche gelangen, die am Fußende des Zeltes auch ausreichend Platz haben sollte.
Auch die Orientierung des Eingangs spielt eine Rolle. Bei einem seitlich liegenden Eingang ist der hinten liegende Nutzer, sollte er nachts das Zelt verlassen wollen/müssen, stets gezwungen, über den vorne liegenden Nutzer hinwegsteigen zu müssen.
Klärt die Ersatzteilversorgung ab! Üblicherweise werden Ersatz-Federstahlstangen benötigt (nicht kaputt gegangen, sondern einfach noch immer irgendwo in der Natur liegend). Wir haben aber auch schon Fälle gehabt, bei denen der neuen Durchfahrtshöhe von Fahrzeug inklusive Dachzelt keine Beachtung geschenkt wurde - aber eben doch eine Rolle gespielt hätte. In diesen Fällen mussten dann außerdem genau die Federstahlstangen nicht ersetzt werden!

Worauf kommt es bei einer Matratze für ein Dachzelt an?

Allen Dachzeltmatratzen gemein ist, dass sie Schlafkomfort mit nur einem Bruchteil der Bauhöhe konventioneller Matratzen erbringen sollen. Einschränkungen für den Nutzer wird es hier immer geben, da wir sonst alle zu Hause auf 60mm-Matratzen liegen würden. Gerade bei, lass sie mich vorsichtig Import-Zelte nennen, Import-Zelten wird für die Matratzen etwas verwendet, das man am ehesten noch als Schaumstoff geringer Güte bezeichnen könnte. Gewöhnlicher Polsterschaumstoff ist zwar für diese Bauhöhen konzipiert, aber für ein Daraufliegen nur mäßig geeignet. Schaumstoffe hingegen, die für Matratzen Verwendung finden, erhalten ihren Komfort u. a. durch die Bauhöhe der Matratzen.
Bei der Matratze sollte man unbedingt auf einen renommierten Hersteller achten. Ich habe Schaumstoffmuster erlebt, die so stark ausdünsteten, dass sie eigentlich ein eigenes Warnsymbol verdient gehabt hätten: Vorsicht! Ausdünstende Matratze! Benutzen auf eigene Gefahr!
Eine Dachzeltmatratze muss aber noch weitaus mehr zu leisten vermögen. Bei Klappzelten muss sie sich mit dem Zelt zusammenklappe lassen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder die Matratze besteht aus zwei Teilen, auf der Bezugsoberseite miteinander vernäht oder auch nicht, oder sie ist aus einem Stück gefertigt. Ist sie zweiteilig, dann liegen die beiden Teile im zusammengeklappten Zelt direkt aufeinander. Das wirkt sich zwar etwas positiv auf die Transporthöhe des Zeltes aus, doch habe ich dann nicht nur eine quer verlaufende Besucherritze, sondern auch keine Möglichkeit die Schlafutensilien beim Transport im Zelt zu belassen. Eine einteilige Matratze hingegen muss, soll sie nicht knicken, auf der Drehachse des Zeltes aufrollen. Dadurch ergibt sich zwischen den sich im zusammengeklappten Zustand des Zeltes gegenüberliegenden Matratzenseiten ein freier Raum, der für den Transport jedweder Schlafutensilien genutzt werden kann - Omas Federbett einmal ausgenommen. Nach einer mehrmonatigen Lagerung in diesem "aufgerollten" Zustand muss sich die Matratze aber auch wieder tadellos auslegen.
Die meisten Schaumstoffmatratzen müssen, soll die Bildung von Liegekuhlen vermieden werden, in regelmäßigen Abständen gewendet werden, sofern sie ohne Lattenrost verwendet werden. Da man davon ausgehen kann, dass dies mit einer Dachzeltmatratze niemals gemacht wird, muss der verwendete Schaumstoff auch dies kompensieren können. Das für Standardmatratzen empfohlene Wenden dient unter anderem auch einer Verbesserung der Schlafhygiene. Bei einer Dachzeltmatratze kann man durch die Verwendung eines Abstandsgewirks wahre Wunder in puncto Liegekomfort und Schlafhygiene bewirken. Wird ein solches Abstandsgewirk wegen einer Kondenswasserbildung zwischen Matratze und Boden eingesetzt, dann macht entweder der Dachzeltnutzer einen prinzipiellen Fehler (Lüften!) oder aber ein solcher wurde beim Konzept des Zeltes gemacht. Natürlich wird es immer wieder Wetterlagen geben, bei denen auch beim besten Zelt in diesem Bereich Feuchtigkeit kondensiert, doch sollte dies halt nicht der Standard sein.
Hohe Ansprüche, die da an einen Schaumstoff gestellt werden, oder?

Aus welchem Stoff sollte die Außenhaut eines Dachzeltes bestehen?

Da möchte ich lieber von Stoffen sprechen, die sich etabliert haben, oder besser: die Verwendung im Dachzeltbau finden. Wir reden hier von Baumwolle, Nylon und Polyester und natürlich den daraus gebildeten Mischgeweben. Jede dieser Fasern hat neben den klaren Vorteilen, die sie bietet, auch ihre spezifischen Nachteile. Bei den Mischgeweben wird nun versucht, mit den Vorteilen des einen Materials Nachteile der anderen Komponente zu kompensieren und somit ein Gewebe zu erhalten, dessen Eigenschaften besser sind, als die der verwendeten Fasern. Doch lässt das Betrachten der verwendeten Materialien nahezu keinen Rückschluss auf die Tauglichkeit eines Gewebes zu. Die Eigenschaften eines Gewebes werden von unglaublich vielen Faktoren beeinflusst. Neben der Garnfeinheit (in Denier, also Gramm/9000 Meter - muss ein Spaßvogel gewesen sein, der sich diese Einheit ausgedacht hat) und der Bindung, auch das Gewicht pro Quadratmeter, für das keinesfalls gilt schwerer = besser; maßgeblich auch die Beschichtung und die Imprägnierung. Und dann darf man nicht außer Acht lassen: Baumwolle, Polyester und Nylon sind nur Oberbegriffe! Oberbegriffe für unterschiedliche Fasern bzw. Faserfilamente, deren Zahl Legion ist.
Lassen wir die hochspezialisierten technischen Gewebe einmal außen vor, so kann man grob vereinfacht sagen: Lege ich auf eine bestimmte Eigenschaft besonderen Wert (z. B. kurze Trocknungszeit), dann werde ich an anderer Stelle Abstriche machen müssen (z. B. geringere Atmungsaktivität).
Hier bin ich natürlich von dem von uns derzeit favorisierten Stoff überzeugt: ein Baumwoll/Polyester-Mischgewebe mit einer Polyurethan-Beschichtung, für das wir uns nach monatelangen Testreihen entschieden haben. Warum derzeit? Weil sich das auch wieder ändern kann, sogar sicherlich ändern wird - sobald wir einen noch besseren Stoff finden werden.

Wie wichtig ist die Stoffqualität für das Innenzelt?

Manchmal kann ich mich stundenlang mit mir über diese Frage streiten. Die Frage lautet dann aber eher: Innenzelt - Sinn oder Unsinn? Einerseits haben Innenzelte bei einwandig aufgebauten Zelten keinen praktischen Nutzen, da sie etwaiges Kondenswasser nur entweder selbst aufsaugen oder aber verstecken und das Ablüften erschweren. Bei Zelten, die einen zweiwandigen Aufbau haben, erfüllt das sog. Innenzelt die Funktion des abgeschlossenen Raumes, während das Außenzelt, das so gesehen nur eine bis zum Boden reichende Regenhaube darstellt, vollständig hinterlüftet wird. Feuchtigkeit kann also auf diese Weise an der kühlen Außenhaut kondensieren, aber auch gleich mit dem Luftstrom über die Öffnung am höchsten Punkt des Zeltes nach außen entweichen. Selbstverständlich gibt es durchaus auch noch andere Bauweisen, doch sind dies dann meist Mischformen oder basieren auf der Verwendung von sehr teuren Spezialmaterialien (Stichwort: silikonisierte Gewebe).
Andererseits: Wird ein Innenzelt entsprechend dem Material, aus dem es gefertigt ist, eingesetzt, so kann es durchaus empfehlenswert sein. Entweder ist das verwendete Material stark saugfähig oder aber sehr dampfdurchlässig. Ist es aus einem saugfähigen Stoff, dann das Zelt bloß nicht zusammen mit dem Innenzelt einwintern. Ist es aus einem dampfdurchlässigen Gewebe, dann verbirgt es Feuchtigkeit. Gewebe, die so ein bisschen saugend und ein wenig dampfdurchlässig sind? Nehmt es vor dem Einwintern des Zeltes heraus und ihr seid auf der sicheren Seite. Wer das eigene Handeln auf die Eigenschaften abstimmt, der wird ein Innenzelt sicherlich schätzen. Wer nicht, der wird es verteufeln.
Eines bewirken sie jedoch immer: Sie dämpfen die Umgebungsgeräusche.

 

Fragen Dachzelte von Nakatanenga

Für welche Eigenschaften stehen die Dachzelte von Nakatanenga?

Ne, ne, mein Bester. Ich werde mich jetzt nicht dazu hinreißen lassen, eine Ansammlung von Hohlphrasen von mir zu geben. Ich mag keine Selbstbeweihräucherung - die überlasse ich gerne den anderen Anbietern! Doch wie aufs Stichwort kam hier eben das Stichwort: Anbieter! Wir sind eben nicht nur Anbieter, wir sind Hersteller! Und von denen gibt es in Deutschland wirklich nur wenige - ganz wenige. Und an dieser Tatsache ändert sich auch durch noch so schöne Formulierungen nichts. Wo war ich? Ja - Hersteller! Wenn irgendwann einmal irgendetwas mit unseren Zelten sein sollte, dann können wir uns nicht einfach hinstellen und sagen, daran seien DIE Wer-Auch-Immer schuld. Wir müssten uns gegenseitig ansehen und sagen: Da haben wir jetzt aber Mist gemacht! Lasst es uns besser machen! Klingen würde es ganz anders - schließlich sind wir Bayern. Und wenn ich die ganzen Jahre Revue passieren lasse - genau so war es! Ein Beispiel? Die Matratzen in unserer ersten Zeltserie. Die Aufgabe: Matratzen mit 50-60mm finden. Die Lösung: Ein Innenausstatter (der kennt sich schließlich mit Schaumstoff aus). Das Problem: Innenausstatter verstehen sich prächtig aufs POLSTERN, doch Matratzen sind nicht so ihr Ding. Die Folge: Auf sämtlichen Liegekuhlen-Wettbewerben dieser Welt hätten wir die Preise abräumen können! Das Ergebnis: Wir arbeiten mit Saar-Schaum zusammen, die extra für uns einen größeren Schaum-Raum gebaut haben. Der war notwendig, da die Schaumblöcke aus normalen Schaumräumen keine Zuschnitte mit 2,4 Metern zulassen. Und von einem Zusammenkleben von Blöcken um auf das von uns benötigte Maß zu kommen - wir waren, vorsichtig ausgedrückt, not amused.
Um nun doch noch auf Deine Frage zurückzukommen: Für welche Eigenschaften stehen unsere Zelte? Ich glaube, unsere Zelte werden am besten dadurch auf den Punkt gebracht: WIR stehen für unsere Zelte ... und was hier jetzt hätte folgen sollen, das verkneife ich mir. Eindeutig zu viel Pathos. Und die Hohlphrasen klopfen auch schon wieder an der Tür. Wird Zeit für die nächste Frage, Carsten.

Stichwort Dachzeltboden: Ihr verwendet einen glasfaserverstärkten Boden mit einem Kern aus HDPE-Waben anstatt den gängigen Boden in Alu-Sandwich-Bauweise. Warum?

Da trifft nun Deine bisher längste Frage auf meine bisher kürzeste Antwort: Weil es definitiv das beste derzeit erhältliche Material für diesen Zweck ist (Punkt!) Tatsächlich in unter einer Zeile! (jetzt wird der Tusch eingeblendet - dann Beifall - eine hübsche Assistentin betritt die Szene mit einem kleinen Gefäß in der Hand - ein Tränenkännchen, mit dem sie vorsichtig eine Träne, die gerade dabei war, sich ihren Weg über die Wange von einem der Redner zu suchen, auffängt - jetzt donnernder Applaus - und ... Schnitt). Ja, hier wurde eben Geschichte geschrieben, und wir waren dabei! In unter einer Zeile! Unglaublich!
<<Hinweis an den Lektor: Ich weiß, wo Dein Haus wohnt!>>

Nun die Langversion:

Diese Paneel ist eine der robustesten und zugleich leichtesten Verbundmaterialien, die industriell hergestellt werden. Alleine das macht sie schon einmal für die Verwendung als Dachzeltboden interessant. Hinzu kommt jetzt noch, dass diese Paneele unglaublich gut isolieren. Ihr Isolationswert ist vergleichbar mit einer gleich starken Vollholzplatte - und Holz ist ein ganz mieser Wärmeleiter, was in diesem Fall ja gewünscht ist. 2,5cm Vollholz? Ich hatte vor Jahren eine Waldhütte, deren Wandstärke betrug auch ungefähr 2,5 Zentimeter. Die war winterfest! Ich rede von den Wintern, wie wir sie die vergangenen Jahre hatten. Sollte sich an unseren Wintern nochmals irgendetwas ändern: Wir bauen auch Zeltheizungen.
Ganz wichtig! Ähnliche Wabenpaneele gibt es inzwischen auch aus, genau, fernöstlicher Produktion. Bei diesen werden aber der Wabenkern und die Glasfaser-Deckschichten meist nicht miteinander verschweißt, sondern nur verklebt! Bei einer Verklebung besteht stets die Gefahr einer sogenannten Delamination. Bei einem Verbundmaterial, das seine besonderen Eigenschaften dadurch erhält, dass die einwirkenden Kräfte in die Glasfaserschichten umgeleitet und über Rahmen und Ablastungspunkte abgeleitet werden können, bedeutet ein Versagen dieses Verbundes das schlagartige Aus. Oder kurz ausgedrückt - Delamination: böse! Bei den verschweißten Schichten unserer Paneele ist eine Delamination ausgeschlossen. Und da spielen auch Faktoren, wie beispielsweise UV-Licht (unsere Paneele haben eine zusätzliche UV-Schutzschicht) oder Ozon keine Rolle. Und der Hammer: Sie sind absolut witterungsbeständig, aber ... und jetzt kommt's ... kompostierbar!
Ich hatte den Eindruck, Du wolltest doch auch gerne die Langversion hören.

 

Fragen Hartschale vs. Klappdach vs. Hybridzelte

Bisher gab es Markt zwei Arten von Dachzelten: Hartschalen- und Klappdachzelte. Was sind die Unterschiede?

Bei den Hartschalenzelten kann man sagen, dass die Liegefläche dem Packmaß entspricht; bei den Klappzelten entspricht die Liegefläche dem Doppelten des Packmaßes. Hieraus lassen sich die meisten Vor- und Nachteile der jeweiligen Bauart ableiten. Eine Hartschale beansprucht sehr viel Platz auf dem Fahrzeugdach, was sie für kleinere Fahrzeuge nur bedingt tauglich macht und häufig sogar bei größeren Fahrzeugen, die mit einem Rack ausgestattet sind, keine weitere Nutzung dieses Racks zulassen. Doch daraus ergibt sich auch ein Vorteil: Auch bei Nutzung des Zeltes wird nicht mehr Platz als die Stellfläche des Fahrzeugs beansprucht. Ein Klappzelt begnügt sich zwar während des Transports mit deutlich weniger Dachfläche, doch bei einer Übernachtung auf einem kostenpflichtigen Parkplatz sollte man nicht vergessen, ein zweites Ticket zu lösen.
Zwei weitere Unterschiede wären da natürlich noch: Hartschalenzelte sind deutlich teurer und sie sind zumeist auch deutlich schwerer. Womit wir auch schon wieder bei dem Überwinterungsplatz für das Zelt wären und bei dem Weg, der zu diesem Platz führt, und auch bei der Montage. Ich möchte jeden davor warnen, ein solches Dachzelt mit einem Objekt vergleichbarer Größe, beispielsweise einer Matratze, zu vergleichen. So eine Hartschale entspricht eher einer Standardmatratze, und zwar mit dem ganzen Bett drumrum und doppelt so schwer. Und sollte jetzt jemand unter den Lesern sein, der schon einmal ein komplettes Bett in seinen Keller geschafft hat, dann soll der sich vorstellen, dass er dabei genau an den Stellen, an denen die Finger Halt finden würden, nicht angreifen darf! Im Vergleich zu einer Hartschale ist ein Klappzelt richtig handsam.

Was sind die Vorteile eines Klappdach- bzw. Softtopdachzelts?

Bezogen auf den Raum, den ein Mensch notwendigerweise beansprucht, rührt das größte Problem bei der Nutzung kleiner Räume von unserem aufrechten Gang. Wenn wir stehen oder gehen, dann haben wir zwar eine geringe Grundfläche, benötigen aber relativ viel Platz in der Höhe. Legen wir uns hin, dann dreht sich dieses Verhältnis um. Nun ist die Grundfläche im Vergleich zur Höhe gigantisch. Hier kommen jetzt die Klappdächer ins Spiel. Egal wie der Fahrzeuginnenraum aufgeteilt wird, dabei wird immer versucht einen Bereich zu schaffen, in dem man aufrecht stehen kann und diesen dann doppelt zu nutzen. Tags hat man Stehhöhe, nächtens eine Liegestatt.
Werden die Dämpfer entsprechend konfiguriert, dann kann man bei vielen Fahrzeugen sogar noch einen Dachträger montieren und vollpacken.
Noch ein enormer Vorteil: Ohne großen Aufwand kann die Fahrzeugstandheizung benutzt werden und Strom steht auch zur Verfügung. Wie bei einem Hartschalenzelt kann ein so ausgestattetes Fahrzeug auf einem Parkplatz zur Übernachtung genutzt werden, häufig muss dazu nicht einmal ein für Camper ausgewiesener Stellplatz aufgesucht werden. Eine runde Sache für alle, die häufiger unterwegs sind, und alle, die sich den Umbau leisten können. Denn hierbei an der falschen Stelle zu sparen, das rächt sich garantiert - und verursacht einen Schaden, der größer sein wird als das, was man sich eingespart hat.

Seit einiger Zeit gibt es auch Hybrid-Dachzelte, die die Vorteile von Hartschale und Ausklappdachzelt vereinen. Was genau macht diese Hybrid-Dachzelte aus?

Hast Du gewusst, dass ich diesen Begriff geschaffen habe? Hybrid-Dachzelt - beschreibt er das Wesen dieser Zelte nicht absolut treffend mit einem einzigen Wort? Der Gedanke, der den Hybriden zugrunde liegt, war ein Zelt zu bauen, dass einerseits wenig Platz während des Transports in Anspruch nimmt, und andererseits von einer Hartschale geschützt ist. Gerne wird auch die kürzere Aufstellzeit der Hartschalen mit angeführt. Doch diese ist meines Erachtens, wenn überhaupt vorhanden, dann vernachlässigbar gering und zudem auch nur eine Seite der Medaillie: Viele Hartschalen, besonders häufig die günstigeren Modelle, haben Abbauzeiten, da ist es, wenn man es endlich geschafft hat, schon wieder Zeit für das zweite Frühstück. Und genau diese Eigenschaft ist es, die manche Hybriden von der Hartschale vererbt bekommen haben.
Die Gefahr bei der Entwicklung eines Hybriden ist, dass sich eben auch spezifische Nachteile einschleichen können. Das ist wie in der Natur: Da entsteht auch nicht gleich eine neue Art, nur weil sich zwei Arten gepaart haben ...

 

Fragen Kauf gebrauchtes Dachzelt

Dachzelte sind nicht günstig. Sollte man eher ein teures oder ein günstiges Dachzelt kaufen?

Ersetze bitte einmal in Deiner Frage den Begriff Dachzelt durch einen anderen - meinetwegen: Waschmaschine. Wie würdest Du dann an diese Frage herangehen? Du würdest Dir überlegen, wie oft sie benutzt wird. In eine Gartenlaube würdest Du sicherlich keine High-End-Maschine stellen, auch wohl selbst dann nicht, wenn Dir das Geld die Beine runterliefe, oder? Als nächstes würdest Du wohl die zu erwartende Lebenszeit betrachten und dann solche Dinge wie Fassungsvermögen, Schleuderzahl und Verbrauch. Manch einer scheint auch unbedingt Waschprogramme haben zu müssen, deren Sinn sich nur Eingeweihten erschließen dürfte. Ich jedenfalls brauche kein Programm, das meine Wäsche bei Vollmond linksdrehend und sanft klopfend energetisieren kann. Aber so ein großes, farbig strahlendes Display - da wird mir ganz anders.
So, und dies nun im Hinterkopf behaltend, wenden wir uns wieder den Dachzelten zu. Es werden teure und es werden billige Dachzelte angeboten. Und es muss dafür Käufer geben, sonst gäbe es auch dieses breite Angebot nicht. Ich möchte es nochmals betonen: Der wichtigste Faktor, der bei der Wahl beteiligt ist, das bist Du selbst. Deine Wünsche, Deine Vorstellungen und Dein Geldbeutel. Trotzdem eines nie vergessen: Der eine erlebt mit dem günstigste Dachzelt über Jahre die schönsten Reisen und erfreut sich der Dinge, die sich ihm bieten. Der andere hat das teuerste Dachzelt und ist trotzdem nur am Motzen und Lamentieren. Was glaubst Du, was sich ändern würde, wenn diese beiden nun tauschen würden? Nichts, oder? Dem einen taugt diese Art des Reisens - und dem anderen eben nicht! Und daran ändert auch ein 6000 EUR-Dachzelt nichts. Egal ob nun billig oder teuer - immer trennt mich nur ein knapper Millimeter von all den Unbilden, die die Welt so bereithält. Und genau das ist es, was man mögen muss. Und alle anderen? Es gibt so viele schöne Pensionen und Hotels ...

Lohnt sich der Kauf eines gebrauchten Dachzeltes? Wenn ja für wen?

Wenn ich mir die Preise für Gebrauchtdachzelte mal so ansehe, dann auf alle Fälle für den Verkäufer.

Worauf sollte ich beim Kauf eines gebrauchten Dachzeltes achten?

Ein Dachzelt kann Jahrzehnte halten. Was sind aber die Feinde eines Dachzelts? Falsche Behandlung, mangelnde Pflege, niedrige Durchfahrten und Mäuse! Löcher von Ästen und Dornen - die auf Korsika sind so richtig fies - sind nur ein geringeres Problem. Solche sind meist im Handumdrehen repariert. Löcher von Mäusen sind da schon ein ganz anderes Kaliber. In den bisher genannten Fällen kann Gaffa-Tape - sollte man immer eine Rolle im Fahrzeug haben! - durchaus schon ausreichend sein. Aber auch eine ordentliche Reparatur ist kein Hexenwerk. Problematischer wird es, wenn die Moskitonetze betroffen sind. Ein fachmännischer Austausch rechnet sich wegen des relativ hohen Anschaffungspreises eines Gebrauchten häufig schon nicht mehr. Und überhaupt: Wer, außer uns, hat überhaupt eine eigene Näherei?
Jetzt kommen wir aber zu den Lass-bloß-die-Finger-davon-Schäden. Wurde das Zelt einmal feucht eingelagert, dann war's das meist auch schon mit dem Zelt. Sichtbare Stock- oder Schimmelflecken? Ihr steht vor einer Ruine! Ein Geruch nach nassem Hund? Noch ist nicht alles verloren, doch Du kannst davon ausgehen, dass dieses Zelt die im angetane Fehlbehandlung nie vergessen wird. Kann aber auch sein, dass der Zeltanbieter nur einfach tatsächlich seinen Hund mit im Zelt hatte.
Ist der Anbieter nun hergegangen und hat das Zelt einer aggressiven Reinigung unterzogen, so könnten die letztgenannten Indizien dadurch eventuell vorerst tatsächlich entfernt worden sein - die Betonung liegt auf eventuell und auf vorerst! Und jetzt mit einer Betonung auf sicherlich und auf entfernt: Sicherlich wurde dadurch aber die Beschichtung des Gewebes entfernt! Und nein - die sprüht man nicht so einfach auf wie eine Imprägnierung!
Was der Anbieter dem Zelt noch angetan haben könnte? Er könnte es mit Seife oder einem tensidhaltigen Reiniger gewaschen haben. Dann werden zukünftige Imprägnierungen keinen Pfifferling wert sein.
Und dann noch: Unbedingt die Reißverschlüsse kontrollieren! Und zwar alle! Reißverschlusspflege ist so essentiell und so einfach. Und ein Reißverschlussaustausch so aufwändig und so teuer - wenn ihr denn überhaupt jemanden findet, der einen solchen vornimmt.

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